Katalog HSK-Auktion XXXIII - page 179

serkraftanlagen betrieben außerdem eine Papiermühle, später noch eine Mahl- und eine Ölmühle. 1729 wurde dann die gesamte
anhaltinische Silberverhüttung im damals gegründeten Ort Silberhütte konzentriert. Erst für 1757 ist in Mägdesprung wieder eine
Verhüttung von Eisen belegt. 1765 übernahm Fürst Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg die Regierung und verlegte den Re-
gierungssitz nach Ballenstedt. Die direkte Einflussnahme durch den Fürsten machte sich in einem Aufschwung in Mägdesprung
bemerkbar. 1769 entstand das “Neue Werk” im heutigen Ortsteil Drahtzug. Damit wurden nun nicht nur Halbfabrikate, sondern
auch Endprodukte, wie Beile, Pflugscharen, Hämmer, Gewehrläufe usw., erzeugt. Etwa 1780 setzte durch bessere Erze aus der
Grube Tilkerode eine Blütezeit der Verhüttung ein, die einen Ausbau der Hütte erforderlich machte: 1780 entstanden der I. und
der II. Friedrichshammer mit je einem Frischfeuer, 1782 folgte der III. Friedrichshammer mit Blauofen, Frischfeuer und Schwarz-
blechhammer, sowie ein Stahlhammer zwischen dem Neuen Werk (Drahtzug) und Mägdesprung. 1786 wurde dann der IV. Fried-
richshammer mit einem Frischfeuer gegründet. Der Absatz der zahlreichen Produkte erfolgte über ein ausgedehntes Niederla-
gensystem. 1796 übernahm Fürst Alexius Friedrich Christian (1765 – 1834) die Regierung. Er setzte nun Hüttenbeamte ein, als
ersten den Oberbergrat Johann Friedrich Schlüter, der das Amt von 1797 bis 1819 ausübte. 1809 wurde ein Hochofen errichtet,
der u.a. die Voraussetzung für die Errichtung des berühmten Mägdesprunger Obelisk war. 1806 erhielt Alexius Friedrich Christian
von Anhalt-Bernburg die Herzogwürde. Die Hütte nannte sich nun “Herzogliche Eisenhütte Mägdesprung”. 1825/27 wurde ein Fa-
brikgebäude gegenüber dem Verwaltungsgebäude, die heutige “Alte Fabrik”, gebaut, 1828 ein Wohnhaus für den Direktor Zin-
cken. Nach wie vor war aber der Maschinenbau der Schwerpunkt, was auch im Bau des Carlswerkes (1827) und der Neuen Ma-
schinenfabrik (1929) zum Ausdruck kam. Es gab nun einen Maschinenmeister und einen Hüttenmeister. 1834 starb Herzog Alexi-
us Friedrich Christian, der stets persönlichen Einfluss auf die Hütte nahm. 1863 starb Herzog Alexander Carl. Anhalt-Bernburg fiel
an den Herzog Leopold IV. Friedrich von Anhalt-Dessau, der das gesamte Anhalt zum Herzogtum Anhalt vereinte. Er übernahm
auch die Bergwerke und Hütten im anhaltinischen Harz. Um mehr Einfluss nehmen zu können, ließ er sich das 1828 erbaute Di-
rektorenwohnhaus einrichten, das fortan das “Palais” war. 1871 starb Herzog Leopold IV. Friedrich, sein Nachfolger wurde Her-
zog Friedrich I. Unter seiner Regierung wurde 1872 die schon lange angestrebte Trennung von Haus- und Landesvermögen voll-
zogen. Die Berg- und Hüttenwerke und das Stahlbad Alexisbad gingen in den Besitz des Landes Anhalt über, das diese sogleich
wieder verkaufte. Nach einigen Besitzerwechseln aus mehr spekulativen Gründen, bildete sich 1873 eine AG, die “MÄGDE-
SPRUNG – NEUDORF Eisen- & Silberhüttenbergbau Aktien Gesellschaft” und umfasste alle anhaltinischen Gruben und Hütten
und Alexisbad. 1875 erfolgte die letzte eigene Eisenverhüttung. Danach wurde in Mägdesprung nur noch Fremdeisen verarbeitet.
1879 wurde diese Ges. an Berliner Geschäftsleute verkauft. Schon 1880 kaufte von diesen der Harzgeröder Holzhändler und spä-
tere Kommerzienrat Traugott Wenzel die Eisenhütte für 406.000 Taler. Ab 1882 hieß diese dann “MAEGDESPRUNGER EISEN-
HÜTTENWERK von T. Wenzel”. Maschinenbau und Kunstguss arbeiteten recht rentabel. Dies verbesserte sich dann noch 1887
mit dem Bau der Schmalspurbahn, der heutigen Selketalbahn, da sich die Transporte wesentlich verbilligten. 1898 überführte T.
Wenzel den Besitz in eine Aktiengesellschaft, die Direktion übernahm sein Schwiegersohn Alfred Baentsch, die Firma hieß nun
“MAEGDESPRUNGER EISENHÜTTENWERK AG vorm. T. Wenzel”. So etwa ab 1910 verzeichnete der Eisenkunstguss seinen Nie-
dergang. Als Folge davon wurde die Hütte 1917 an die “Harzgeröder Maschinenfabrik GmbH”, in der Dr. Max Horn die Aktien-
mehrheit besaß, verkauft. Im gleichen Jahr bildete Dr. Max Horn mit dem Kommerzienrat Wilhelm Meyer eine Aktiengesellschaft.
Es entstand die “MÄGDESPRUNGER EISENHÜTTENWERK GmbH MÄGDESPRUNG”. Nach dem Tod von W. Meyer übernahm
Dr. Max Horn alle Anteile. Wirtschaftliche Probleme und Auseinandersetzungen mit dem NS-Staat, die sogar zu seiner kurzzeiti-
gen Inhaftierung führten, trieben Dr. Max Horn am 5. Mai 1937 in den Freitod. Sein Sohn, Carl Horn war der Alleinerbe. Neben den
üblichen Hüttenerzeugnissen wurden in den 1940er Jahren im großen Raum der Alten Fabrik Zulieferteile für die Gasgerätepro-
duktion der Junkerswerke Dessau gefertigt. Im April 1945, beim Einmarsch der Amerikaner, brannte das Modellhaus an der Sel-
ke mit seinem kulturhistorisch so wertvollen Bestand an Maschinen- und Kunstgussmodellen ab. Nach der Besetzung durch sow-
jetische Truppen stand das Eisenhüttenwerk durch die sowjetische Militäradministration unter Sequester, kam aber schon 1946
wieder in den Besitz von Carl Horn, als festgestellt wurde, dass die Zulieferprodukte für Junkers nicht “kriegswichtig” waren. 1959
wurde, gezwungenermaßen, die “Eisenhütte Mägdesprung Carl Horn KG” unter staatlicher Beteiligung gegründet. 1972 musste
Carl Horn schließlich das Werk verkaufen, es entstand der “VEB Gas- und Heizgerätewerk Mägdesprung”. Versuche die Traditi-
on des Eisenkunstgusses wieder aufzunehmen, scheiterten aus Geldmangel. Die historischen Gebäude verfielen, wurden teilwei-
se umgebaut und sogar abgerissen, wie 1982 das Carlswerk. Die wertvolle Kunstgusssammlung von Carl Horn, die schon sein
Vater angelegt hatte, von Carl Horn aber leidenschaftlich vervollständigt wurde, blieb im Besitz der Familie Horn. Nach der Deut-
schen Einheit, wurde das Werk an die Familie Horn rückübertragen. Es bildete sich die kleine Firma “Mägdesprunger Eisenhüt-
tenwerk GmbH Gas- und Kochgeräte”, deren Produktion aber immer weiter zurückging. Eigentümer und Gesellschafter waren die
beiden Töchter von Carl Horn, sowie Hans-Helmut Fechner, als geschäftsführender Gesellschafter. In der Neuen Maschinenfabrik
konnte sich bis 1991 eine eingeschränkte Produktion auf dem Gebiet des Sondermaschinen- und Werkzeugbaus und auf dem
Reparatursektor halten. Danach wurde sie “abgewickelt”. Die Stadt Harzgerode pachtete von den Eigentümern das Gelände des
ehemaligen Carlswerkes und das Gebäude der ehemaligen Maschinenfabrik mit den sich darin befindlichen Maschinen und Aus-
rüstungen zur dauerhaften Nutzung für das öffentliche Gemeinwohl. Es begannen denkmalpflegerische Maßnahmen zum Erhalt
der historischen Maschinen und Werkstätten. Seit 9.9.2002 befindet sich im Gebäude der Neuen Maschinenfabrik das Museum
“Carlswerk”, das vom Kultur- und Heimatverein Harzgerode und der Stadtinformation Harzgerode betreut wird. 2010, kurz vor der
letzten Versteigerung, nahm die Stadt Harzgerode ihr Vorkaufsrecht wahr und kaufte das Museum mit den darin enthaltenen Ma-
schinen und das Umfeld mit der Alten Schmiede. Nur 2 Stücke sind bekannt, aus einer alten Sammlung. Knickfalten fachgerecht
hinterlegt. (52)
1052.
Märkisch-Schlesische Maschinenbau- und Hütten-AG vormals F. A. Egells, Berlin
VF
750 €
Actie 200 Thaler 15.9.1871. Gründeraktie (Auflage 11500, R 8), #8850
Abb.
Bei der Gründung wurden in die Ges. eingebracht die frühere Egells’sche Maschinenfabrik in Berlin-Tegel, die Fabrik Chausseestr.
2-3 (die sich zuvor besonders mit der Lieferung von Schiffsmaschinen für die Kaiserliche Marine einen Namen gemacht hatte) und
die Eintrachthütte im schlesischen Schwientochlowitz mit Hochofen, Giesserei, Kesselschmiede und Erzgruben bei Beuthen und
Tarnowitz. 1880 wurde noch die Schiffswerft der in Konkurs geratenen Norddeutsche Schiffbau-AG in Gaarden bei Kiel mit 1.000
m Uferfront hinzuerworben. Von Anfang an im Strudel des Gründerkrachs eine einzige Pleite: Selbst die in den ersten drei Jahren
deklarierten magersüchtigen Dividenden von gerade mal 1 4/5 bzw. 1 1/4 % konnte die Ges. nicht in bar zahlen, sondern gab da-
für erst Jahre später 1879 eigene Obligationen aus. Der Aktienkurs sank kontinuierlich bis unter 10 %, und der Chronist des Grün-
dungsschwindels 1871/72, Otto Glagau, wird entsprechend deutlich: “Die Besitzer, Commerzienrath Hermann Egells und Carl
Egells, verkauften zweimal. Der Prospekt enthielt große Unrichtigkeiten und falsche Angaben. Er trug keine Unterschrift, die war
allerdings laut Aktiengesetz auch nicht gefordert. Er war von einem “Börsen-Literaten” abgefaßt, der sich partout nicht an den
Auftraggeber erinnern konnte. Die Staatsanwaltschaft wurde mehrfach angerufen, es kam aber nie zu einer Anklage. Eine Divi-
dende gab es nie, dagegen bewilligte der Aufsichtsrat sich und dem Beamtenpersonal eine Renumeration von 2.500 Thalern!” Nach
dem Konkurs im März 1885 übernahm die Schiff- und Maschinenbau-AG “Germania” die Maschinenfabrik in Tegel und die Schiffs-
werft in Gaarden, für die 1889 ein weiteres Terrain gegenüber der Mündung des Nordostseekanals am Kieler Hafen erworben wur-
de. Gebaut wurden Kriegs- und Handelsschiffe, Torpedoboote sowie Schiffs- und Bergwerksmaschinen. 1896 Abschluß eines Be-
herrschungsvertrages mit der Fa. Fried. Krupp in Essen, die die Germaniawerft erst einmal vereinnahmte, aber 1923 als Fried. Krupp
Germaniawerft AG wieder verselbständigte (nach 1945 in Liquidation getreten und 1963 erneut vollständig in die Fried. Krupp ein-
gegliedert). Im Zuge der Konzentration der großen deutschen Werften in Hamburg und Kiel schließlich ein Teil der HDW (Ho-
waldtswerke Deutsche Werft AG) geworden. Großformatig und sehr dekorativ, mit schöner Umrahmung und allegorischer Vignet-
te. Nur 14 Stück wurden schon Ende der 70er Jahren gefunden, weitere Stücke sind später nie mehr aufgetaucht. (83)
1053.
Märkische Getreide- u. Kartoffel-Handels-AG, Beeskow
EF
10 €
Aktie 10.000 Mark 1.10.1923. Gründeraktie (R 10), #3275
Abb.
Überwiegend Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte und Bedarfsartikel. Kpl. Kuponbogen anhängend. (12)
1054.
Mannheimer Zuckerwarenfabrikations-AG, Mannheim
EF-VF
100 €
Aktie 5.000 Mark Nov. 1923. Gründeraktie (Auflage 10000, R 10), #5325
Abb.
Gegründet im Okt. 1923 zwecks Herstellung von und Handel mit Zuckerwaren aller Art. Der Betrieb befand sich in der Schwet-
zinger Str. 97. Bereits 1925 wegen Nichtaufstellung der Goldmark-Bilanz im Handelsregister wieder gelöscht. Anh. Kupons. (69)
179
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Grad Ausruf €
I...,169,170,171,172,173,174,175,176,177,178 180,181,182,183,184,185,186,187,188,189,...230
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