Katalog HSK-Auktion XXXIII - page 164

970.
Enzinger-Union-Werke AG, Mannheim
EF
200 €
Aktie 100 RM 15.2.1925. Gründeraktie (R 8), #25184
Abb.
Gründung 1924 durch Fusion der Enzinger-Werke AG in Worms (gegr. 1879) und der Unionwerke AG Maschinenfabriken, Mann-
heim (gegr. 1885 als „Fabrik technischer Apparate Heinrich Stockheim“, welche 1904 mit der „Fabrik für Brauereieinrichtungen
vorm. Hch. Gehrke & Comp.“ in Berlin und der Fa. Otto Fromme in Frankfurt a.M. zur Unionwerke AG fusioniert). Erzeugnisse: Fass-
und Flaschenkellerei-Apparate sowie Spülapparate, Filter, Rotations- und Kolben-Druckregler, Luft-Kompressoren uvm. Von 1915
bis 1922 wurden auch Automobile hergestellt. 1930 Stilllegung des Werkes in Mannheim und Sitzverlegung nach Pfeddersheim,
1936 wieder nach Mannheim (Neckarauer Straße). 1982 Fusion mit dem Mehrheitsaktionär, der Seitz-Werke GmbH in Bad Kreuz-
nach sowie der Noll Maschinenfabrik GmbH in Minden zur Seitz Enzinger Noll Maschinenbau AG mit Hauptsitz Bad Kreuznach.
Noch im gleichen Jahr beteiligen sich die Kläckner-Werke (denen auch der Hauptkonkurrent Holstein & Kappert in Dortmund ge-
hört) mit 24 % und bauen bis 1988/89 auf über 90 % aus. 1993 werden Holstein & Kappert und Seitz-Enzinger-Noll verschmolzen
zur KHS Maschinen- und Anlagenbau AG, Hauptsitz Dortmund. 2007 wird die Salzgitter AG durch Erwerb der Klöckner-Werke Al-
leingesellschafter, heute also ein Teil der Maschinenbausparte des Salzgitter-Konzerns und mit 4.400 Beschäftigten einer der Markt-
führer bei Abfüll- und Verpackungsanlagen für die Getränke-, Food- und Non-Food-Industrie. Diese Gründeremission hätte es gar
nicht geben dürfen, da 1934 ein kpl. Aktienneudruck erfolgte. Bislang unbekannt, nicht katalogisiert. Mit Kupons. (69)
971.
Erwege Grosseinkaufsgenossenschaft eGmbH, Düsseldorf/Hilden
VF+
80 €
Anteilschein 2.000 RM 17.2.1948 (R 10), #436/2
Abb.
Gründung 1921 durch 28 Kaufleute als “Einkaufsgenossenschaft Rheinisch-Westfälischer Geschäftshäuser (Erwege)” für den ge-
meinsamen Einkauf von Haushaltswaren. Anfang der 1930er Jahre dehnte die Erwege ihr Warensortiment auf Textilartikel und Le-
bensmittel aus, was zu einem sprunghaften Anstieg der Neueintritte führte. Neben Textilfachgeschäften und Kaufhäusern wurden
hauptsächlich sog. Einheitspreisgeschäfte in die Genossenschaft aufgenommen, die alle Waren zu festen Preisen verkauften.
Nach der Währungsreform begann die Genossenschaft 1948 mit dem Wiederaufbau und firmierte dabei in KAUFRING eG um.
1988 wurde die Genossenschaft in eine AG umgewandelt. Zugleich bündelte man, um Größenvorteile erreichen zu können, den
Einkauf mit den Kaufhauskonzernen Hertie und Horten, damals die Nr. 3 und 4 am deutschen Kaufhausmarkt. Später stieß auch
noch Woolworth dazu. 1991 ging die Kaufring AG an die Börse und lieferte sich anschließend mit Kaufhof einen Kampf um die
Horten-Kaufhäuser, der verloren ging. Der anschließende relativ wahllose Einstieg in den Kaufhausmarkt mit einem Sammelsuri-
um vormals selbständiger Häuser häufte nur Defizite an, die schließlich 2002 zur Insolvenz führten. Abheftlochung. (56)
972.
F. Wöhlert’sche Maschinenbau-Anstalt und Eisengiesserei AG, Berlin
EF-VF
900 €
Prior.-Actie 600 Mark 7.11.1881 (R 8), #1728
Abb.
Friedrich Wöhlert (1797-1877) arbeitete bis 1836 bei der Neuen Berliner Eisengießerei, wechselte dann zu August Borsig (wo er
am Bau von dessen erster Lokomotive beteiligt war) und sammelte ab 1841 Erfahrungen im Bankgeschäft bei der Preußischen
Seehandlungs-Societät (später die Preußische Staatsbank). 1843 gründete er an der Chausseestraße in unmittelbarer Nachbar-
schaft der Borsig’schen Fabrik seine eigene Maschinenbau-Anstalt. Weitere Nachbarn im damals berühmten “Maschinenbau-
Viertel” waren die Fabrikanten Egells mit der ersten nichtstaatlichen Gießerei und Schwartzkopff, ebenfalls eine Größe im Loko-
motivbau. Neben Lokomotiven (deren erste er 1848 ablieferte) produzierte Wöhlert Werkzeugmaschinen und Eisenkonstruktionen.
Angesichts seines fortgeschrittenen Alters und der ungelösten Nachfolger-Frage ließ er sich 1872, wie viele andere angesehene
und erfolgreiche Unternehmer seiner Zeit auch, von Berufs-Gründern beschwatzen, seine Fabrik in eine Aktiengesellschaft um-
wandeln zu lassen; für kurze Zeit wurde Friedrich Wöhlert AR-Vorsitzender. Vor der bald folgenden Krise beschäftigte die Fabrik
nun über 1.000 Menschen, fast wie am Fließband lieferte sie jeden zweiten Arbeitstag eine fertige Lokomotive ab. 1880 übernahm
die AG in Ostpreußen auch noch die Waggonfabrik der in Konkurs geratenen Elbinger AG für Fabrikation von Eisenbahnmaterial
(deren Vorbesitzer bis zum Konkurs 1875 der berühmt-berüchtigte Eisenbahnbaron Bethel Henry Strousberg gewesen war). Über
die Wöhlert’sche Gründung fallen zeitgenössische Berichte nicht besonders wohlwollend aus: Wie üblich kauften Hermann Ge-
ber und Consorten die Fabrik zunächst auf eigene Rechnung vor, um sie dann für die kolossale Summe von fast 10 Mio. Mark der
neu gegründeten Aktiengesellschaft aufzubürden. Bald darauf ging die Lokomotivproduktion in freiem Fall von in der Spitze 130
Maschinen auf 1 herunter. Im letzten Jahr, für das noch Zahlen erhältlich waren (1880), betrug der Umsatz 115.000 M. Einen Aus-
gleich für die dramatischen Absatzeinbrüche suchte die Verwaltung in einer Ausweitung des Produktionsprogramms: Ab 1879 Fa-
brikation landwirtschaftlicher Maschinen, ab 1880 wurden auch Dampfdroschken (System Bollée) gebaut. Damit ist Wöhlert, was
bisher überhaupt nicht bekannt war, zugleich auch
der älteste deutsche Automobilproduzent
! (Quelle: Graf von Seherr-Thoss,
“Die deutsche Automobilindustrie”, DVA Stuttgart 1974). Dies war fünf Jahre bevor 1885 Daimler zum ersten Mal mit seinem Mo-
torrad durch die Straßen von Cannstadt fuhr und Benz die ersten Probefahrten mit seinem Motorwagen machte! Dem Markter-
folg des Bollée-Wöhlert-Dampfomnibus machten allerdings die Berliner Behörden ein Ende: Wegen der Beschädigungen des
Straßenpflasters durch das 5-Tonnen-Ungetüm ordneten sie den Abbruch der sehr erfolgversprechenden Probefahrten des fix
und fertig durchkonstruierten Fahrzeuges an. 1883, sechs Jahre nach dem Tod des alten Wöhlert und 40 Jahre nachdem er die
Fabrik gegründet hatte, ging die einstmals hochbedeutende Firma endgültig den Bach runter: Schon Anfang 1880 war die Plat-
zierung einer Anleihe zur Ablösung der drückendsten Schulden und zum Erwerb der Elbinger Fabrik ein Mißerfolg, Ende 1881 un-
ternahm die Firma mit der (am Ende ebenfalls erfolglosen) Ausgabe von Prioritäts-Actien einen letzten verzweifelten Versuch, ih-
re finanzielle Lage zu stabilisieren. Die AG-Gründung war von Anfang an eine solch offensichtliche Beutelschneiderei gewesen,
dass schon 1872 nicht gezeichnete Teile der Aktienplatzierung wie sauer Bier angeboten werden mussten. In einer Zeit, wo übli-
cherweise alles überzeichnet wurde, erregte das schon Argwohn. Zur Rechenschaft gezogen wurde aber auch im Fall Wöhlert nie-
mand: Als sich der Staatsanwalt mit der Sache beschäftigte, wollte keiner der Gründer (darunter der Reichstagsabgeordnete
Braun-Wiesbaden) den Prospekt unterzeichnet haben. “Der Prospekt scheine,” so heißt es in Berichten darüber sarkastisch,
“gleichsam vom Himmel gefallen zu sein”. Ein Verantwortlicher wurde schließlich gefunden und derselbe hatte den besonderen
Vorzug, dass er schon längere Zeit zuvor mit dem Pferd im Tiergarten zu Tode gestürzt war und deshalb nicht mehr widerspre-
chen konnte. Eine finanzhistorische Delikatesse mit hochinteressanter Geschichte, noch dazu grandios gestaltet mit großer An-
sicht einer Dampfmaschine und der großen Fabrik im Hintergrund, vor der stolz ein Schmied und ein Ingenieur posieren. Die Um-
rahmung ist mit Rankwerk und Handwerkersymbolen reich verziert, zwei Nebenvignetten am unteren Rand zeigen eine Wöhlert-
Lokomotive und einen großen Lokschuppen. Die Aktie ziert auch die Titelseite des vom VDMA herausgegebenen Wirtschaftsge-
schichts-Klassikers “100 Thaler Preussisch Courant”. (29)
973.
Forssmanholz-AG, Wuppertal-Elberfeld
EF
200 €
Aktie 500 RM Dez. 1933 (Auflage 400, R 10), #48
Abb.
Gegründet 1932, im Februar 1933 Eröffnung des Vergleichverfahrens und bereits im Mai gleichen Jahres wieder aufgehoben.
Nach diesem anfänglichen Wirbel konnte die Firma eine Zeit lang ihren normalen Tätigkeiten nachgehen. Der Unternehmenszweck
lag bei der Ausnutzung und Verwertung der von dem Ingenieur und Flugzeugkonstrukteur Villehad Henrik Forssman überlasse-
nen Patentrechte. Nach dem Ersten Weltkrieg wechselte Forssman vom Flugzeugbau zum Holzmaschinenbau. Er meldete einige
deutsche und US-Patente an, die sich auf Verbesserungen bei der Fertigung von Bleistiften und Sperrholz bezogen. Mit Faksimi-
le-Unterschrift von Villehad Henrik Forssman für den Aufsichtsrat (1884 geboren in Wyborg, Großfürstentum Finnland, gestorben
1944 in Hannover) . Der Sohn schwedischer Eltern hatte in den frühen Jahren seiner Schaffenszeit im Russischen Reich Flug-
zeuge gebaut, ehe er nach Deutschland zog. 1914 konstruierte er ein Privatflugzeug mit dem Spitznamen “Bulldogge” für Prinz
Sigismund von Preußen. Allein diese Tatsache, für einen Angehörigen des Hauses Hohenzollern mit dem Bau eines Flugzeuges
beauftragt zu werden, ermöglichte ihm, als Chefingenieur der Flugzeugbau-Abteilung von Siemens-Schuckert tätig zu werden.
Der Umbau der “Bulldogge” in ein Militärflugzeug scheiterte aufgrund unbefriedigender Flugeigenschaften. Auch ein dann von ihm
entworfener Bomber konnte trotz häufiger Umbauten und Änderungen kaum vom Boden abheben. Woraufhin Forssman von Sie-
mens-Halske wegen ständiger Misserfolge entlassen wurde. 1918 fand er als Leiter des Flugzeugbaus eine Anstellung bei Man-
nesmann-Mulag in Porz-Wethoven. Genaues ist hier nicht bekannt, möglicherweise arbeitete er hier an einem ferngesteuerten Tor-
pedo im Auftrag des Reichsmarineamtes sowie an dem niemals fertiggestellten gigantischen Poll-Dreideckers. (82)
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