Katalog HSK-Auktion XXXIII - page 150

908.
Berliner AG für Eisengiesserei und Maschinenfabrikation, Charlottenburg
VF
120 €
Actie 300 Mark 1.6.1882 (Auflage 4000, R 9), #3627
Abb.
Gründung 1871 unter Übernahme der Eisengießerei “J. C. Freund & Co.”. Während der Inflationszeit brach der Absatz der Ge-
sellschaft derart ein, daß 1927 die Produktion eingestellt werden mußte. 1928/30 Umfirmierung in Freund-Stahl-AG. Ein Finanz-
konsortium unter Führung der Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft finanzierte der Ges. ihre Patentverletzungsklagen, ver-
weigerte aber weitere Mittel, nachdem schon 2 Mio. RM in die Prozesse investiert waren, ehe es zu einer Entscheidung des
Reichsgerichts kam. Schlußendlich gingen die Patente an das Finanzkonsortium, mit Unterstützung früherer Freund-Stahl-Mitar-
beiter wurden sie von US-Firmen verwendet, die AG selbst ging 1932 in Liquidation. Nicht lochentwertet. Nur max. 10 Stücke in
unentwertetem Zustand bekannt. Mit Talon. Fleckig. (67)
909.
Berliner Centralstrassen-Actien-Gesellschaft, Berlin
VF
4.000 €
Actie 200 Thaler 1.7.1872 (
R 12
), #11485
Abb.
Die Gesellschaft sollte die neue Beuthstraße (von der Commandanten- zur Leipziger Straße am Spittelmarkt) durchbrechen und
den Grund und Boden durch Vermietung nutzbar machen. Für die damalige Zeit ein durchaus normales Verfahren: Während des
beispiel en Baubooms der Gründerjahre in der Hauptstadt Berlin wurden sie Erschließungsaufgaben fast ausschließlich von pri-
vaten Bau- und Terraingesellschaften durchgeführt. Im Hintergrund standen meist die Berliner Bankhäuser. Als der Bauboom zu-
ende war, gingen die meisten dieser über 100 in den Gründerjahren entstandenen Gesellschaften wieder ein. Auch die Berliner
Centralstrassen-AG ging am 27.01.1880 in Konkurs. Die ungemein schön gestaltete Aktie zeigt das typische Bild eines Straßen-
zuges, wie er von der Gesellschaft aus dem Boden gestampft wurde. Neben der “Passage” die schönste Berliner Terrain-Aktie.
Die beiden oberen Ecken mit kleinen hinterklebten Verletzungen; zwei Knickfalten, sonst tadellose Erhaltung. Nur dieses eine
Stück wurde in einem Nachlaß gefunden. (25)
910.
Berliner Grundbesitz-AG, Berlin
VF
500 €
5 % Partial-Obl. 2.000 Mark = 100 £ 21.6.1881 (R 10), ausgestellt
auf die Actien-Gesellschaft für Verwerthung von Grundeigenthum, #1620
Abb.
Gegründet 1881, also zu einer Zeit, als die Träume des “Gründerbooms” 1872/73 erst wenige Zeit zuvor wie Seifenblasen geplatzt
waren. Kapitalanleger waren für solche Investitionen kaum zu begeistern, obwohl der historische Stadtteil Königstadt, wo die Ge-
sellschaft aktiv wurde, gerade eine Explosion der Einwohnerzahl von 41.700 (1867) auf fast 200.000 (1910) erlebte. Anlagegelder
bemühte man sich nicht nur in Berlin, sondern auch in London einzuwerben. Zu diesem Zweck legte man nicht nur ein Aktienka-
pital von 4 Mio. Mark zur Platzierung auf, sondern auch eine Anleihe von 7,5 Mio. Mark, die in Mark und Pfund sterling denomi-
niert wurde (in London bei der Imperial Bank zahlbar). Die geschäftlichen Aktivitäten dieser Gesellschaft sind nirgends vermeldet;
wir wissen lediglich, daß die Anleihe grundbuchlich abgesichert war auf insgesamt 10 im Eigentum der Gesellschaft stehenden
Grundstücken in der Berliner Königstadt. Sonderlich erfolgreich können die Aktivitäten nicht gewesen sein: Bei den Aktien ist nur
der erste Gewinnanteilschein getrennt, bei den Obligationen hörten die Zinszahlungen nach Trennung des fünften Kupons, also
Anfang 1884, auf. Die Initiatoren müssen wohl geahnt haben, dass sie hier eine Luftnummer schieben würden: An sich waren die
Obligationen in 10 gleichen Jahresraten durch Auslosung zu tilgen. Aber § 34 der Satzung stellte, was für ein feines Hintertürchen,
die Auslosung lieber gleich einmal unter den Vorbehalt “sofern disponible Mittel für die Tilgung von Obligationen vorhanden sind”.
Mit so einer Klausel in den Bedingungen könnte auch heute noch jeder noch so klamme Schuldner seelenruhig schlafen. Zwei-
sprachig deutsch/englisch, riesiges Format (50 x 39,5 cm). Nur 4 Stück wurden Ende 2011 in England gefunden. Mit Kupons. (16)
911.
Berliner Lombardkasse AG, Berlin
VF
480 €
Aktie (Zwischenschein) 230 x 1.000 RM 27.2.1939 (
R 12
), ausgestellt auf die Deutsche Bank, Berlin.
Entsprach 23 % des gesamten Kapitals, ausgegeben unter Zusammenfassung von 17 kleineren
ursprünglich von 1931 datierenden Zwischenscheinen, #100
Abb.
Gründung 1923 als Berliner Makler-Verein AG durch Mitglieder der Vereinigung von Berliner Banken und Bankiers (Stempelvereini-
gung) und der Interessengemeinschaft der Berliner Privatbankfirmen. Die Gründung erfolgte zunächst lediglich zum Zwecke des
Namensschutzes, nachdem der “alte” 1877 als zweitälteste deutsche Maklerbank gegründete Berliner Makler-Verein 1923 in eine
normale Geschäftsbank umgewandelt und in Berliner Bankverein AG umbenannt worden war. Im Juli 1931 äußerte die Interessen-
gemeinschaft der Berliner Privatbankfirmen den Wunsch, eine Lombardstelle zu schaffen, bei der ihre Mitglieder gegen Hinterle-
gung von Wertpapieren Lombardkredit erhalten konnten. Damit sollte der Abzug von Kundengeldern auf dem Höhepunkt der da-
maligen Bankenkrise kompensiert werden können. Am 31.7.1931 beschloß eine außerordentliche Hauptversammlung zu diesem
Zweck die Erhöhung des Grundkapitals von 6.000 RM auf 1 Mio. RM, gleichzeitig umbenannt wie oben. Mit der technischen Durch-
führung der Geschäfte der Berliner Lombardkasse AG wurde zunächst die Bank des Berliner Kassen-Vereins, später die Liquidati-
onskasse AG betraut. Ab 1.5.1938 erfolgte die Geschäftsbesorgung wieder durch Angestellte der Bank des Berliner Kassen-Ver-
eins (ab 1943: Deutsche Reichsbank Wertpapiersammelbank) in der Oberwallstraße. Damit im Ostsektor Berlins verblieben, wo
nach Angaben der Banken-Kommission sämtliche Geschäftsunterlagen abhanden kamen. 1951 wurde in Wilmersdorf in der Pri-
vatwohnung des Vorstands Rudolf Kastner eine Verwaltungsstelle eingerichtet. 1959 entsprach die Bankenaufsicht dem Antrag auf
Neuzulassung. 1961 Verlegung des Verwaltungssitzes nach Frankfurt/Main und Umfirmierung in “Lombardkasse AG”. Seitdem stellt
den Aufsichtsratsvorsitzenden die Deutsche Bank, die bis heute wie eh und je mit 17,32 % größter Aktionär ist. 1990 fusionswei-
se Übernahme der Liquidations-Casse in Hamburg AG. Hektographierte Ausfertigung auf hellblauem Karton, Originalunterschrif-
ten. Rückseitig Dividendenstempel bis 1942. Lochentwertet (RB). In der Form ein Einzelstück aus dem Reichsbankschatz. (16)
912.
Berliner Makler-Verein, Berlin
VF
1.200 €
Aktie 1.000 Mark 20.1.1877. Gründeraktie (Auflage 1500,
R 11
), #716
Abb.
Gegründet 1877 als zweitälteste deutsche Maklerbank zwecks Betrieb und Vermittlung von Börsengeschäften. 1891 außerdem
namhafte Beteiligung an dem Prämien-Vermittlungsgeschäft von Alex. Löwenherz Nachf. in Berlin. Ferner bis 1917 beim Bank-
haus Veit, Selberg & Co. in Berlin beteiligt. 1904 außerdem Übernahme des Geschäftsbetriebs des in Liquidation getretenen Bör-
sen-Handels-Vereins, wobei auch der größte Teil der zuvor dort organisierten Händler übertrat. Dabei wurde auch der renommierte
“Hertelsche Kursbericht” übernommen, den der Börsen-Handels-Verein schon bei seiner Gründung 1872 erworben hatte. Verlus-
te bei Börsenengagements, bei Händlerkrediten und bei den Beteiligungen zehrten zu Beginn des 1. Weltkrieges Reserven und
Kapital auf. Im Verlauf des Krieges, als sich die Situation nicht besserte, kam es dann zu einer stillen Liquidation. Im März 1923
erfolgte, nachdem 90 % des Aktienkapitals in andere Hände übergegangen waren, die Umwandlung von einer Maklerbank in ei-
ne normale Geschäftsbank. In dem Zusammenhang 1923 Umfirmierung in “Berliner Bankverein AG”. (Gleichzeitig gründeten 1923
die früheren Aktionäre zunächst nur aus Gründen des Namensschutzes eine neue AG namens Berliner Makler-Verein). Der nun-
mehrige Berliner Bankverein übernahm 1926 im Wege der Fusion noch die Dünger-Kreditbank AG. Bald darauf zwangen ihn aber
immense Kreditverluste in die 1928 dann beschlossene Liquidation. 1929 auch Einstellung der Börsennotiz in Berlin. Originalsig-
naturen für den Aufsichtsrat und den Vorstand. Original signiert von Meyer Cohn, einem der grössten Financiers der Gründerzeit.
Die Liste seiner Beteiligungen ist lang: Berliner Molkerei, Gumbinnen Brauerei, Tiergarten-Bauverein, Reichsbank (Mitglied im Zen-
tralausschuß der Anteilseigner). Meyer Cohn war in der ersten Hälfte des 19. Jh. aus einfachen Verhältnissen in Posen nach Ber-
lin gekommen und hatte hier mit Unterstützung märkischer Adliger eine Privatbank gegründet. Er erwarb den bei Bankiers, Fa-
brikanten und Kaufleuten sehr begehrten Titel eines “Commerzienraths” und hinterließ ein beträchtliches Vermögen. Seine zwei
Söhne Heinrich und Alexander (bedeutender Autographensammler, seine herausragende Sammlung wurde von Stargardt verstei-
gert) übernahmen die Leitung der Bank und führten sie bis zu ihrem Tod 1905 bzw. 1904. Der Sitz der Meyer Cohn’schen Bank
befand sich viele Jahre Unter den Linden 11. Die Bank wurde 1906 (nach anderen Quellen 1908) von der Diskonto-Gesellschaft
erworben, die später in die Deutsche Bank eingegliedert wurde. Lochentwertet (RB). Nur 2 Exemplare dieser zuvor vollkommen
unbekannten Aktie lagen im Reichsbankschatz. (86)
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