1035.
Neue Theater-AG, Frankfurt a/M.
VF
9.000
Namens-Actie 250 Mark Juli 1877. Gründeraktie (Auflage 1000, R 10), #891
Abb.
Ein offenkundiger Mangel an ausreichend großen kulturellen Einrichtungen war der Grund, warum der damalige
Oberbürgermeister Dr. von Mumm den Stadtverordneten einen Plan zum Bau eines neuen Theaters vorlegte. Neben dem für die
damalige Zeit völlig üblichen Einsatz von Privatkapital interessierter Bürger in eine zum Zwecke des Theater-Baus zu errichtenden
AG zahlte die Stadt Frankfurt auch Subventionen. Zunächst wurden 1877 Stück 974 Stamm-Actien à 250 Mark ausgegeben (von
denen seit Jahren nur 3 Stück im Markt bekannt sind). 1873-80 nach Plänen von Lucae in Berlin erbaut, mit Skulpturen von Rumpf
und Kaupert sowie Wandgemälden nach Steinles Entwürfen. Am 20.10.1880 fand der Festakt zur Eröffnung und Einweihung der
„Oper“ statt. Die ganze Stadt war auf den Beinen. Zwar gab es nur 2.000 Karten, aber zu sehen bekam jeder etwas: Kaiser
Wilhelm I. kam, ebenso Kronprinz Friedrich und die Kronprinzessin. Als Eröffnungsvorstellung wurde Mozarts „Don Juan“
gegeben. Der Kaiser äußerte begeistert: „So etwas können sich nur die Frankfurter leisten.“ Oberbürgermeister Miquel hörte diese
Worte mit eher gemischten Gefühlen: Insgesamt sieben Jahre hatte der Bau gedauert und der Kostenvoranschlag war ganz
erheblich überzogen worden. Das übrigens war auch der Grund, warum 1883 das Kapital durch Ausgabe von Prioritäts-Actien
erhöht werden mußte. Dividende sahen die Aktionäre niemals, aber dafür waren sie bei der Vergabe von Logenplätzen und
Theaterkarten bevorzugt. Ursprünglich waren der Gesellschaft bis zu ihrer satzungsgemäßen Auflösung 1917 städtische
Subventionen von 200.000 Mark p.a. zugesagt. Der Vertrag mit der Stadt wurde kurz zuvor noch einmal um 10 Jahre verlängert
und die Subventionen stiegen auf 500.000 Mark. Der an sich für 1927 geplanten Auflösung kam die Inflationszeit zuvor, in der die
Neue Theater-AG unterging. Im 2. Weltkrieg wurde die “Alte Oper” zerstört, aber in jüngster Zeit in alter Pracht wieder aufgebaut.
Übrigens nicht die einzige Theater-AG in Deutschlands heutiger Börsenmetropole: Auch das Albert-Schumann-Theater (AG für
Circus- und Theaterbau) und das Neue Theater an der Mainzer Landstraße (Theaterbau-Gesellschaft AG) nutzten diese
Rechtsform. Hochdekorative barocker Zierumrandung mit floralen Verzierungen, Theatermasken und zwei Puttos, unten Ansicht
der Alten Oper.
Kulturhistorisch hochbedeutende Rarität
aus Frankfurts Opernszene. Mit beiliegendem kompletten Kupon-
bogen. Mittig stark gefaltet, Randeinrisse im Mittelfalz. (122)
1036.
Neue Westpreußische Landschaft, Marienwerder
EF
100
4 % Pfandbrief Littr. F 200 Mark 1.1.1913 (R 8), #2947
Abb.
Die Geschichte der Landschaften begann 1769, als der Minister von Cramer von König Friedrich dem Großen beauftragt wurde,
das Statut der Schlesischen Landschaft auszuarbeiten. Die Westpreußische Landschaft wurde 1787 gegründet. Weit über ein
Jahrhundert lang waren die Landschaften die Stütze des Realkredits. Sie beliehen die Rittergüter und mit ihnen wurde der noch
heute beliebte Pfandbrief erfunden. Querformat, schöne breite Umrahmung aus Blumen und Getreideähren. Bisher erst einmal vor
vielen Jahren auf unserer Auktion gewesen. (58)
1037.
Neue Zoologische Gesellschaft, Frankfurt a.M.
VF
1.200
Actie 250 Gulden 31.10.1872. Gründeraktie (Auflage 2800, R 8), #1022
Abb.
Hervorgegangen aus der 1857 gegründeten Zoologischen Gesellschaft. Der erste Tiergarten an der Bockenheimer Landstraße
wurde im August 1858 feierlich eröffnet. Zu seinen eifrigsten Befürwortern hatte Arthur Schopenhauer gehört. Zu dieser Zeit gab
es nur in London, Paris und Berlin eine vergleichbare Einrichtung. Als der Zoo 1861 die ersten Löwen geschenkt bekam, fühlten
sich die Bewohner des vornehmen Westends jedoch durch Gebrüll und Gestank gestört: Ein neues Gelände wurde auf der
Pfingstweide gefunden; über 1.000 Tiere zogen zwei Monate lang nach dorthin um. „So etwas hat es seit Noahs Zeiten nicht
gegeben“ vermerkte die städtische Chronik. 1915 wurde das Vermögen der Aktiengesellschaft als Ganzes unter Ausschluß der
Liquidation auf die Stadt Frankfurt übertragen. Der Aufbau in den Nachkriegsjahren - die Zooanlage wurde im Zweiten Weltkrieg
fast völlig zerstört - ist tief verbunden mit dem Namen von
G. Grzimek
, der später durch eigene Tiersendungen Berühmtheit
erlangte. Tolle Gestaltung mit Abb. von Raubtieren u.a. Löwen, Adler und Bär. Ausgestellt auf Rud. Sulzbach, inwendig ein Über-
tragungsvermerk. Doppelblatt, mit Talon. (122)
1038.
Niederrheinisch-Nassauische-Bergwerks- & Hütten-Gesellschaft
VF
1.700
Eduard Hölterhoff & Cie., Düsseldorf
Aktie 250 Thaler 27.8.1852. Gründeraktie (Auflage 4000,
R 12
), #1296
Abb.
Gründung 1852 mit einem Kapital von 1 Mio. Thaler. Die deutschfranzösisch protokollierte Gesellschaft wurde auf 30 Jahre
konstituiert mit dem Recht, sobald die Geschäfte eine entsprechende Ausdehnung erfahren werden und der Staat seine
Genehmigung hierzu erteilte, in eine Actiengesellschaft umgewandelt zu werden. Zweck der Gesellschaft war die Gewinnung
von Steinkohle, Alaunschiefer und Eisenstein in den folgenden, sich im Besitz der Gesellschaft befindlichen Minen und
Fabrikanlagen: 1.) 18 Eisenstein-, Walkerde und Mineralfarben und 1 Braunkohlen-Grube in der Nähe des Rheins im
Herzogtum Nassau 2.) 6 consolidierte Steinkohlenzechen im Distrikt Hoerde in der preußischen Rheinprovinz 3.) 70 Kuxe an
der Steinkohlenzeche “Vereinigung” in Oberruhr an der Ruhr 4.) Die Alaunschieferzeche “Amalie” im Distrikt Hagen in der
preußischen Rheinprovinz 5.) Die Alaunsiedehütte “Gute Hoffnung” in Hagen 6.) Eine Chemische Fabrik zu Pempelfort bei
Düsseldorf. Sehr dekorativ mit barockem Zierrahmen, oben Wappenvignette, unten Hermesstab, Helm und
Bergbauwerkzeug. Aktientext und die rückseitigen Statuten zweisprachig deutsch/französisch. Originalsignaturen, u.a.
Eduard Hölterhoff als Gerant. Wegen der Fehlstücke am oberen und unteren Rand wurde die Aktie in einer Fachwerkstatt auf
Papier aufgezogen, rechter Rand mit Abheftlochung. Seit Jahrzehnten
nur das eine Stück bekannt
. Abheftlochung.
Fachmännisch restauriert. (92)
1039.
Norddeutsche Papier-Fabrik AG, Berlin
VF
1.000
Actie 200 Thaler 1.7.1871. Gründeraktie (Auflage 2500, R 10), #302
Abb.
Bei der Gründung 1871 wurde die schon 1833 von Kommerzienrat Schlutius errichtete Papierfabrik von Bernhard Behrend &
Söhne in Köslin angekauft. Die zweite Generation der Vorbesitzer, nämlich Moritz und Georg Behrend, behielten die Leitung. Der
nötige Holzstoff wurde zu angeblichen Vorzugspreisen aus dem nahe gelegenen, dem Fürsten Bismarck gehörigen Varzin
bezogen, wo die Vorbesitzer der Kösliner Papierfabrik weiterhin Eigentümer der Holzstofffabrik blieben. Glagau bemerkt zu der
Gründung: “Nicht ohne eine gewisse Berechtigung nannte sich diese Gründung Norddeutsche Papierfabrik, denn sie lieferte, wie
der Prospect ebenfalls betonte, das Telegraphenpapier für Norddeutschland. Sie lieferte auch für die Deutsche Reichspost die
Postkarten, und man wird sich entsinnen, wie diese 1872 so rauh und so holzig wurden, daß man nur mit Mühe darauf schreiben
konnte. Die Varziner Holzstoff-Fabrik hatte es eben zu gut gemeint.” Obwohl später noch der Commerzienrath Johannes Quistorp
aus Stettin den Aufsichtsratsvorsitz übernahm, ging die Norddeutsche Papier-Fabrik 1876 in Konkurs. Als Auffanggesellschaft
gründete sich die Cösliner Papierfabrik AG, die aber kurz nach der Wende zum 20. Jh. ebenfalls in Liquidation ging. Ein weiteres
Mal wurde 1905 eine Auffanggesellschaft gegründet, nämlich 1905 die Kösliner Papierfabrik AG. Die Papiererzeugung erfolgte auf
4 Papiermaschinen, knapp 1.000 Mitarbeiter waren beschäftigt. Angegliedert war später auch eine Zellulongarn-Spinnerei mit
15.000 Spindeln. Großaktionär wurde nach dem 1. Weltkrieg die Combined Pulp and Paper Mills Ltd., London. Als diese in der
Weltwirtschaftskrise 1929/30 zusammenbrach und eine große Forderung an die Holding vollständig abgeschrieben werden
musste, brachte das auch die Papierfabrik Köslin AG in existenzbedrohende Schwierigkeiten. Neuer Großaktionär wurde 1931
vorübergehend die Holding für Zellulose- und Papierfabrikation AG, St. Moritz. 1933 übernahm die Bayerische Vereinsbank in
München die Aktienmehrheit, um damit eine 1927 gewährte Hypothek von 3,9 Mio. RM zu retten. 1936 gingen 40 % des Kapitals
an die Schlesische Cellulose- und Papierfabriken Ewald Schoeller & Co. AG in Hirschberg, die die Anlagen des Kösliner Betrieb
dann für ihre eigene Produktion pachtete. Nur drei Exemplare dieser
bisher ganz unbekannt
gewesenen Gründeraktie wurden
2010 in einer uralten Papiergeldsammlung gefunden. (132)
1
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