Seite 160 - HSK-Kataglog31

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953.
Gothaer Waggonfabrik AG, Gotha
EF-VF
750 €
Aktie 1.000 Mark 29.9.1917 (Auflage 2000, R 9), #4919
Abb.
Ursprung ist eine 1883 von Fritz Bothmann gegründete Schlosserei. 1892 trat der Kaufmann Louis Glück mit in das Unternehmen
ein, das nun als “Fritz Bothmann & Glück Maschinenfabrik & Carussellbau-Anstalt” firmierte. Bei Umwandlung in eine AG 1898
arbeiteten auf dem 110.000 qm großen Fabrikareal am Gothaer Ostbahnhof bereits fast 1.000 Beschäftigte. Außer
Eisenbahnwaggons wurden ab 1898 (erstmals für die Straßenbahn Mühlhausen i. Thür.) auch Straßenbahnwagen gebaut, später
auch Wagen für die Berliner U-Bahn. Neben dem Bau von Eisenbahn-, Straßenbahn- und Triebwagen auch Automobil- und
Flugzeugbau. Die Anfang 1913 gegründete Abteilung Flugzeugbau baute vor Beginn des 1. Weltkrieges Ein- und Zweidecker,
anschließend zweimotorige Bomber und Seeflugzeuge (insges. 582 Maschinen). Auslöser hierfür war der von der Luftschifffahrt
begeisterte letzte regierende Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, Carl Eduard, auf dessen Initiative 1909 der Gothaer
Luftfahrtverein am Stadtrand einen Luftschiffhafen einrichtete. 1914 errichtete dann die Heeresverwaltung auf einem Grundstück
neben der Waggonfabrik die Militärfliegerkaserne Gotha mit eigenem Flugplatz. Die zweimotorigen Bomber aus der Residenzstadt
des Herzogs Carl Eduard (eines gebürtigen Engländers!) erreichten mit 800 km Reichweite erstmals London und wurden durch
ihre Einsätze gegen England als “The Gothas” berüchtigt. Aus diesem Grund benannte sich das in Großbritannien regierende
Königsgeschlecht Sachsen-Coburg und Gotha um in “die Windsors”. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages wurde
die Flugzeugproduktion in Gotha 1920 zerstört, aber 1933 mit dem Schul-Doppeldecker Go 145 wieder aufgenommen (die Gotha
Go 150 wird 1939 mit 8.048 m einen anerkannten Höhenrekord aufstellen). 1916 Erwerb der Bayerischen Waggon- und
Flugzeugwerke in Fürth, die als zweites Werk weitergeführt wurden (1938 verkauft). 1921 Fusion mit der Fahrzeugfabrik Eisenach
(Automobilwerk „Dixi“, 1928 zur Abwendung einer Zahlungsunfähigkeit an BMW verkauft, womit BMW den Grundstein für die
heutige Automobilproduktion legte). 1926 Fusion mit der Cyklon Automobilwerke AG, Berlin Tempelhof (Werk Mylau ebenfalls
1928 wieder verkauft). 1936 Beteiligung an der Gotha-Ilmenauer Flugzeugbau GmbH. 1944 wird das Werk in Gotha zu 80 %
zerstört. Trotzdem beginnt noch kurz vor Kriegsende in Friedrichroda die Vorserienfertigung des revolutionären Nurflügel-
Strahljägers Ho 229 der Gebrüder Horten. Börsennotiz Berlin und Frankfurt, Großaktionär war die Orenstein & Koppel AG (die
inzwischen auch die Aktienmehrheit der Waggonfabrik Dessau besaß). 1946 in eine sowjetische Aktiengesellschaft (SAG)
umgewandelt, bereits 1947 wieder unter deutsche Verwaltung gestellt, 1949 als VEB Waggonbau Gotha verstaatlicht. 1953-60
werden erneut Segelflugzeugtypen aus der Vorkriegszeit gebaut. Bis 1967 stellt Gotha nicht nur Spezial-Güterwagen her, sondern
als einziger Straßenbahnwagenhersteller der DDR auch weitere 3000 Straßenbahnwagen. 1967 wird das Werk in VEB Luft- und
Kältetechnik Gotha umbenannt und produziert fortan Lüfter, Kühler und Wasseraufbereiter sowie ab 1983 Fahrgestelle für den
PKW Wartburg. Nach der Wende wird das Unternehmen schließlich 1997 von dem Anhänger- und Aufliegerhersteller Schmitz
(Cargobull) übernommen und stellt heute als “Schmitz-Gotha Fahrzeugwerke GmbH” mit über 500 Mitarbeitern LKW-Auflieger
her. Die 1997 abgespaltene “Gothaer Fahrzeugtechnik GmbH” fertigt mit rd. 400 Beschäftigten Gittermasten und
Auslegerverlängerungen für Mobil- und Raupenkräne, aber auch Mulden für Baufahrzeuge. Lochentwertet (RB).
Eine echte
Rarität
, da diese Aktien an sich beim Aktienneudruck 1930 umgetauscht wurden! Nur 6 Stück lagen im Reichsbankschatz. (87)
954.
Gothaer Waggonfabrik AG, Gotha
EF-
300 €
Aktie 1.000 RM 14.6.1922 (Auflage 25000, R 9), #48084
Gestaltung analog vorherigem Los, jedoch geringfügig andersfarbiger Druck.
Nicht
lochentwertet. Hätte beim Aktienneudruck
eigentlich umgetauscht werden müssen. (116)
955.
Granitwerke Steinerne Renne AG, Hasserode
EF-VF
200 €
Actie 1.000 Mark 15.9.1899. Gründeraktie (1903 in eine VZ-Actie umgewandelt,
Auflage dieser Variante nur 93 Stück, R 6), #944 (81)
Abb.
Eine Gründung der Bankiers Meyerstein aus Hannover. Sie brachten in die AG Steinbrüche und Wasserkraftanlagen ein, die sie kurz
zuvor dem Fürsten Stolberg-Wernigerode abgekauft hatten. Vor allem die unrentablen Marmorbrüche brachten die Gesellschaft in
ständige Schwierigkeiten, eine Dividende gab es nie. Im Gegenteil, 1902, 1903, 1907 und 1913 mussten die Aktionäre sogar jeweils
Geld nachschießen, wobei die Stammaktien dann teilweise in Vorzugsaktien umgewandelt wurden. 1920 Umfirmierung in
„Transatlantische Handels-AG“, 1938 erneute Umbenennung in „Mineralien-Aktiengesellschaft“. Eine im April 1940 beschlossene
Kapitalerhöhung kam nicht zustande, gleich darauf Konkurseröffnung. Die Spuren dieser hochinteressanten AG sind in Form eines
Baustoffwerks und der Wasserkraftanlage noch heute zu sehen, und zwar nahe der Station „Steinerne Renne“ der Harzquerbahn.
Mit Originalunterschriften der Direction. (22)
956.
Großherzoglich Hessische Gemeinde Spiesheim
VF
250 €
4 % Anleihe 100 Gulden 14.8.1845 (Auflage 120, R 10), #5
Abb.
Irgendwo in der Nähe des heutigen Ortes Spiesheim wechselten am 1. August des Jahres 770 n.Chr. fünf Morgen Ackerland, eine
Hofreite und ein Weinberg den Besitzer. Es waren damals Atha und dessen Tochter Aba, die somit eher “nebenbei” das Dorf
Spiesheim aktenkundig machten, indem sie einen Teil ihres Besitzes zu ihrem “Seelenheil” an das Kloster Lorsch vermachten. Die
heutige Gemeinde dürfte um 500 Jahre n.Chr. von den Franken gegründet worden sein. Heute zählt das rheinhesische Dorf mehr
als 1000 Einwohner. Teil eines Anlehens über insgesamt 12.000 Gulden (vermittelt durch das Handelshaus Simon Lindheimer zu
Friedberg) ”zum Behufe der Zinsen-Reduction der älteren Schuld”. Mit Bestätigung des Großh. Hess. Kreisraths des Kreises Alzey.
Erst das zweite überhaupt bekannt gewordene Stück. Federstrichentwertet, mit Restkupons ab 1862. (132)
957.
Grossherzogtum Hessen (I. Nebenbahnen-Anleihe), Darmstadt
EF-VF
240 €
3,5 % Schuldv. 2.000 Mark 24.6.1893 (
R 11
), #571
Abb.
Ende des 19. Jh. wurde der hessische Staat, dem Zug der Zeit folgend, selbst als Eisenbahn-Unternehmer aktiv. Wie in diesem
Fall für die Herstellung von Nebenbahnen wurden die Investitionsmittel über Anleihen beschafft. Mit der Bildung der preußisch-
hessischen Eisenbahngesellschaft und der 1896 in diesem Zusammenhang erfolgten Verstaatlichung der Hessischen Ludwigs-
Eisenbahn (zu der Zeit die größte noch bestehende Privatbahn in Deutschland) wurde dann auch in Hessen das Prinzip der
Staatseisenbahn umfassend durchgesetzt. Anleihe von 7 Mio. Mark laut Gesetz die Herstellung von Nebenbahnen betreffend. Nur
2 Stücke wurden 2007 von der bis dahin unbekannten Emission im “Züricher Anleihen-Schatz” gefunden. Inwendig Restkupon. (75)
958.
Gütersloher Margarinewerke AG, Gütersloh
EF
300 €
Aktie Lit. A 1.000 Mark 15.4.1923 (Auflage 6000, R10) #26070
Abb.
Gründung im Jan. 1923. Herstellung und Vertrieb von Margarine jeglicher Art sowie von sonstigen Erzeugnissen der Nahrungs-
mittelindustrie. Mit kpl. Kuponbogen. (33)
959.
Gußstahlwerk Spannagel & Sievers AG, Voerde i.W.
EF
250 €
Aktie 1.000 Mark Jan. 1923 (Auflage 15000, R 8), #11776
Abb.
Das zuvor als GmbH betriebene Gußstahlwerk Spannagel & Sievers wurde 1921 in eine AG umgewandelt. Neben dem Betrieb der
Gußstahlfabrik war eine Spezialität der Bau von Maschinen zur Herstellung von Klöppelspitzen (für Glockenklöppel).
Mehrheitsaktionär war der Rhein. Handels-Konzern. Im Juli 1923 durch Verschmelzung aufgegangen in der Vereinigte
Eisenhütten- und Maschinenbau-AG in Barmen (Vema, gegründet 1908 als Ver. Wuppertaler Eisenhütten Dr. Tenge-Spies AG).
Letztere teilte 1928 mit, daß über die Hälfte des AK verloren sei, Grundbesitz und Baulichkeiten in den Besitz der Barmer
Bergbahn AG übergegangen seien und der Firmensitz nach Voerde verlegt sei. Großes Hochformat, ausgesprochen dekorative
Art-Deko-Umrahmung, Pastelltöne in altrosa und blaugrün. Lochentwertet (RB). (129)
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